Influencer Marketing macht auch vor dem Gesundheitssektor nicht halt. Doch selbst wenn in anderen Branchen bereits gute Erfahrungen mit Influencern gemacht wurden, fragen sich medizinische Einrichtungen zu Recht, ob das Engagement von externen Personen als Markenbotschafter eine gute Idee ist. Eine gute Alternative sind sogenannte Corporate Influencer. Sie sind in aller Munde, weil sie einen echten Mehrwert für diejenigen Unternehmen schaffen, die unter dem Fachkräftemangel besonders zu leiden haben und auf mehr Sichtbarkeit im Arbeitsmarkt angewiesen sind. Best Practices gibt es bereits; gerade im Kontext von Employer-Branding-Maßnahmen. Doch wie sieht das im Medizinsektor aus: Lässt der hektische Arztberuf eine solche Zusatztätigkeit überhaupt zu und inwieweit lohnt es sich für medizinische Einrichtungen in ein Corporate Influencer Programm zu investieren?
Ein Kommentar von Jan Adam, Geschäftsführer von EMC Adam
Viele Unternehmen, B2C wie B2B, berichten inzwischen ganz offen über ihre Erfahrungen mit Corporate Influencern. Also Mitarbeitende, die als Markenbotschafter in den sozialen Medien für ihre Arbeitgeber auftreten und deren Werte vertreten. Dies sind in der Regel Personen, die idealerweise bereits eine hohe Social-Media-Affinität mitbringen und sich eine gute Reichweite aufgebaut haben.
Medizinische Einrichtungen stellt ein eigenes Corporate-Influencer-Programm vor besondere Herausforderungen. Ein Hauptgrund ist sicherlich der Zeitfaktor: Angestellte sind oft überlastet und eine Tätigkeit als Corporate Influencer lässt sich nicht automatisch in den Arbeitsalltag integrieren. Bei klassischen „Schreibtisch-Jobs“ in nicht-kritischen Berufsfelder fällt es vielen Arbeitnehmenden leichter, regelmäßig Zeit dafür einzuplanen; gleichermaßen den Arbeitgebern, die sicherstellen sollten, dass ihren Mitarbeitenden genügend und vor allem regelmäßig Zeit eingeräumt wird, um ernsthaft als Markenbotschafter fungieren zu können. Zusätzlich zum Faktor Zeit kommt hinzu, dass Entscheider von medizinischen Einrichtungen dem Konzept oft skeptisch gegenüberstehen. Denn eines ist klar: die Idee hinter Corporate Influencern ist nicht, diese zu kontrollieren oder zu steuern und auf die geposteten Inhalte zu 100% Einfluss zu nehmen. Dann verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit und Relevanz, wenn statt authentischer Inhalte offensichtliche PR-Posts über ihre Kanäle geschickt werden. Die Angst vor für die Einrichtung schädigenden Aussagen oder gar Shitstorms ist in vielen Köpfen stark verankert. Dies verhindert aktuell noch, dass Corporate Influencer im Medizinsektor in ähnlichem Maße Fuß fassen wie dies in anderen Branchen bereits der Fall ist.
Dabei können Corporate Influencer gerade für das Recruiting sehr wertvoll sein, weil sie die Sichtbarkeit von Einrichtungen deutlich verbessern und mit authentischen Einblicken in ihren Arbeitsalltag gerade jungen Talenten die Arbeit in einer Einrichtung schmackhaft machen können. Corporate Influencer können daher als Baustein einer ausgewogenen HR-Strategie durchaus das Zünglein an der Waage sein. Insbesondere für größere Einrichtungen, die regelmäßig Stellen zu besetzen haben, bieten diese einen echten Mehrwert. Allerdings nur, wenn das Konzept auch vom Management verstanden und unterstützt sowie strategisch im Unternehmen verankert wird. Das erfordert viel Überzeugungsarbeit. Auch weil dies keine klassische Maßnahme ist, die eingangs konkret messbar wäre und automatisch auf die Ziele von Marketing oder HR einzahlt.
Was bei der Diskussion über Sinn oder Unsinn von Corporate Influencern oft zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass letztlich jeder Mitarbeiter, egal ob direkt oder indirekt, als Markenbotschafter fungiert. Das bedeutet, dass jede Einrichtung zuerst den wichtigsten Grundstein legen muss: eine Unternehmenskultur, die ihre Mitarbeitenden und deren Wohlbefinden in den Fokus stellt, für ein soziales Miteinander ebenso einsteht wie für die mentale Gesundheit oder faire Gehälter und attraktive Sonderleistungen. Andernfalls ist ein Corporate-Influencer-Programm von vornherein zum Scheitern verurteilt. Zudem kann dies keine ausgewogene Recruiting-Strategie ersetzen. Hier gilt für Entscheider von medizinischen Einrichtungen weiterhin, dass eine Mischung aus klassischen Methoden der Talent- Acquisition und den Möglichkeiten von Social Media am erfolgversprechendsten ist. Ist die hauseigene HR-Abteilung mit den bisherigen Aufgaben bereits mehr als ausgelastet, sollte man nicht davor zurückschrecken, sich mit Personaldienstleistern externen Support ins Boot zu holen. Damit bleibt den HR-Verantwortlichen Zeit, den konkreten Mehrwert von neuen Herangehensweisen, wie Corporate-Influencer- Programmen, zu eruieren und die Personalstrategie einer Einrichtung zukunftsfähig zu machen.
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